Wirkungsvolles Organisationsdesign: Komplexität verspeist Ästhetik zum Frühstück

Im Jahr 1994 formulierte der Psychologe Oswald Neuberger die These, dass Management versucht, Organisationen zu ästhetisieren. Dies deckt sich mit dem Ziel klassischer Organisationsentwicklung: Am Ende soll ein schlüssiges und harmonisches Bild entstehen.

Wer jedoch die Dynamik komplexer Unternehmungen erlebt hat, weiß, dass sich die Wirksamkeit einer Organisation nicht durch schöne Organigramme steigern lässt. Wahre Wirkung scheint sich vor allem im Informellen zu entfalten, also dort, wo pragmatisch kommuniziert wird, Regeln gebeugt und Probleme benannt und behandelt werden.

Eine wirkungsvolle Organisation setzt ihre Hoffnung nicht auf das nächste Organigramm, sondern auf die bewusste Wahrnehmung von Komplexität, spannungsbasiertes Arbeiten, Feedback-Schleifen und einen guten Umgang mit Konflikten.

Vorkenntnisse

Interesse an Organisationsentwicklung, keine Metaebenen-Flugangst

Lernziele

Die ästhetische Organisation erfüllt einen Zweck, trägt aber nicht direkt zur Wirksamkeit bei. Organisationen sehen sich immer parallelen Anforderungen ausgesetzt, die nie konsistent bedient werden können. Spannungen sind somit vorprogrammiert, makellose Ästhetik ausgeschlossen.

Komplexität und Konflikte lassen sich nicht dauerhaft ignorieren.
Die Qualität einer Führungskraft lässt sich nicht daran erkennen, dass in ihrem Verantwortungsbereich alles rund läuft, sondern dass dort diszipliniert und lösungsorientiert gearbeitet wird – was immer wieder zu offenen Konflikten führt.

Das vermeintliche Chaos in der Organisation ist nicht zwingend ein Defizit – es könnte auch ein verkanntes Lösungsmuster sein.
In der mehrdeutigen Welt der Organisationen ist Unsicherheit unvermeidbar. Führung wird als situativ erfolgreiche Einflussnahme in kritischen Momenten konzipiert (Judith Muster et al.)

Speaker

 

Holger  Koschek
Holger Koschek ist selbstständiger Berater, Trainer, Coach, Autor und Speaker. Er begleitet Organisationen im Wandel als Organisationsentwickler, Führungskräfte-Coach, Team-Coach, Trainer und Mediator. Seine Superkräfte sind Perspektivwechsel und systemisches Denken.
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